Künstler

Klaus-Martin Treder



Klaus-Martin Treder, Mars Dust 2005, Stahlblech bemalt, elfteilig, je 245 x 40 cm, Stahlständer, Gesamtgröße 400 x 240 x 270 cm, Ausstellungsansicht Villa Merkel / Galerien der Stadt Esslingen 2005


Klaus-Martin Treders arbeitet seit 2001 an seiner Serie "Ghost Going Abstract": stets mehrteilige Arbeiten, die formal und konzeptuell miteinander in einem Zusammenhang stehen. In Ghost Going Abstract 1 bis 6 sind schwungvolle Formfelder aus Mischfarben in farblich klare Felder richtiggehend eingelassen. Verbindend wirkt, daß der Schwung der Formen über sämtliche Teile einer Arbeit hinweg geht und auch die Mischfarbe sich aus allen in den Teil-Bildern vorhandenen Farben ergibt.
Im nächsten Schritt, Ghost Going Abstract Nr. 7 bis 10, wählte Klaus-Martin Treder feste Bildträger wie Aluminium oder Plastik und schnitt reale Fenster in den Träger hinein. Seit 2004 verbindet er die Bildtafeln der Serien zu Objekten, die frei im Raum stehen. In ihnen wird das Tafelbild Bestandteil einer minimalistische Wahrnehmungs-Schulung: Durchbrüche erlauben den Blick in den Raum, das Spiel des Lichtes und Spiegeleffekte auf den glatten Oberflächen sensibilisieren für den räumlichen Kontext. In "Mars Dust" wird die Struktur des Bodens von der Unterseite der Tafeln wiedergespiegelt. Die Oberseite gibt einen Farbverlauf wieder, der von Bild zu Bild Farbverschiebungen aufweist. Zu diesen kommt hinzu, dass auch der Ausrichtungswinkel der Tafeln von Bild zu Bild eine leicht andere Ausrichtung hat. Fällt das Licht anders auf Farbe, so ändert sich jedoch der Farbton. Woher kommt also der Farbverlauf, durch den Lichteinfall oder durch die Malerei? Hinzu kommt, ironisch, der Hinweis auf den "Staub". Auch der Museumsstaub kann das Seinige zur Farbwahrnehmung beitragen. Das Objekt ist ein Zwitter zwischen "reinem" minimalistischem Objekt und Mars-Erkundungs-Gerät, zwischen Tafelbild und Objektkunst.
Treder legt doppelte Böden an. Er spricht von "mathematischen Grausamkeiten" in der Malerei, wenn er die Mischungsverhältnisse seiner Farben durch mathematische Rezepturen definiert. In seiner Zeichnungsserie "Housewarming Party" simuliert er schnelle Filzstift-Zeichnungen durch sehr vorsichtig und langsam gezeichnete Kugelschreiber-Trompe-l’oeuils.
Treder schwebt nicht in dieser sauberen, reinen Sphäre der Moderne, sondern er inszeniert ironisch eine Versuchungs- und Befleckungskultur. Der minimalistische Aluminiumträger wird von Malerei befleckt, von unreinen Mischfarben. Es ist eine zeitgenössische Versuchung des Heiligen Antonius, des keuschen Eremiten, den die teuflischen Geister der Verführung heimsuchen.
Immer wieder wird die Malerei totgesagt und kommt dann doch wieder zwischen den Lebenden zur Erscheinung, um die edle Reinheit der Kunst, die linearen, pietistischen, endzeitlichen Reinheits- und Ausgrenzungsphantasien der Kunstwelt - Fotografie, Videokunst, Kunst als Dienstleistung, politisch aufklärende Kontextkunst - heimzusuchen, zu verführen, mit ihrer ordinären materialistischen Sinnlichkeit herauszufordern. Treder tilgt nicht aus, er reinigt nicht, sondern im Gegenteil: er integriert, er vereinnahmt Prinzipien und Methoden der künstlerischen Tradition genauso wie er zeitgenössische Elemente aus unserer Wirklichkeit als Gestaltungsmittel gebraucht: aktuelle Modefarben, Comics, Logos, eine avantgardistische Aura verströmende Designerlampen oder der Schokoladenkeks, der zu monumentaler Größe aufgeblasen und gleichzeitig comicartig vereinfacht wird.


Treders Position ist die Wiedergeburt der Malerei aus dem Geiste des Zappens, Klonens, Pfropfens, seine Position ist, unverwechselbar in der zeitgenössischen Kunst, der äußerlich leichte und virtuose, innerlich konsequente Weg einer ironischen, freundlichen bis feindlichen Übernahme von alten und trivialen Bildwelten, von ernsthaften künstlerischen Traditionen und flüchtigen Modeerscheinungen. Oder, um es anders zu sagen: in seinen Abstraktionen praktiziert Treder einen ironischen Dekonstruktivismus der Welt der Comics genauso wie einen der reinen Minimal Art.

1961 geboren in Biberach/Riß
1990-1995 Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, Freie Graphik bei Rudolf Schoofs
1994 Preis der Vereinigung der Freunde der Akademie
1995-96 Auslandsstipendium des Landes Baden-Württemberg, Calancatal, Schweiz
1998-99 DAAD-Jahresstipendium für Graduierte, Warschau, Polen
2000 Symposium Swidnica, Polen
2001 Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg
2002 Lehrauftrag an der Hochschule für Gestaltung, Technik und Wirtschaft Pforzheim

lebt und arbeitet in Berlin


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